Die Rente ist sicher, haben sie gesagt
Die Zahl der Menschen ab 65 Jahren soll sich bis 2035 verdoppeln. Die Zahl der Erwerbstätigen pro Rentner wird allerdings im gleichen Zeitraum von schätzungsweise 4,5 auf 1,5 sinken. Also machen wir uns nichts vor. Das deutsche Rentensystem ist in einem schlechten Zustand. Die Kluft zwischen dem, was Rentner bekommen, und dem, was sie brauchen, wird immer größer.
Zur Zeit unserer Großväter, als es noch mehr Arbeitnehmer als Rentner gab, war es möglich, ein nachhaltiges Rentensystem zu erhalten. Doch mit der rasant steigenden Lebenserwartung und dem Rückgang der Geburtenraten gibt es heute viel mehr Rentner als Erwerbstätige. Es handelt sich also um ein umlagefinanziertes System: Die Beiträge der heutigen Arbeitnehmer müssen zur Finanzierung der Renten der heutigen Rentner verwendet werden. Und genau hier liegt auch die Krux.
Und da wir, nach meinem Gefühl, seitens der Regierung nicht viel zu erwarten haben, setzen viele auf „Private Vorsorge“. Das Problem dabei ist jedoch, dass viele Menschen gar nicht wissen, wie sie Geld für ihren Ruhestand beiseitelegen sollten. Verdienen sie doch ganz einfach so wenig, dass sie immer Spitz auf Knopf kalkulieren müssen. Da bleibt nichts für einen teuren Sparvertrag über.
Chancen, die Rentenlücke zu schließen
Eine Möglichkeit deine Rente aufzubessern wäre, über die Regelaltersgrenze hinaus in deinem Job weiterzuarbeiten. Zur Erhöhung durch die zusätzliche Beitragszahlung bekommst du außerdem für jeden Monat, den du über diese Grenze hinaus in die Rentenkasse einzahlst, einen Zuschlag von 0,5 Prozent. Das wäre in einem Jahr immerhin 6 Prozent on Top.
Ein Rechenbeispiel – geklaut von der Rentenkasse:
Hartmut B. ist 1956 geboren und erreicht seine Regelaltersgrenze mit 65 Jahren und zehn Monaten. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er 45 Jahre lang Beiträge gezahlt und war die meiste Zeit Alleinverdiener. Er würde aktuell eine Bruttorente von 1538,55 Euro in den alten Bundesländern erhalten. Schiebt er nun seinen Rentenbeginn um zwei Jahre hinaus und arbeitet weiter wie bisher, erhöht sich ihre Rente nach jetzigem Stand auf 1799,76 Euro. Das ist zwar eine Steigerung um rund 17 Prozent, reicht aber noch immer nicht, um in Ruhe alle weiteren laufenden Kosten zu decken. Ein wohlverdienter Lebensabend sieht anders aus.
Rechnen wir weiter.
Hartmut B hat kein Eigentum und muss daher weiterhin Miete zahlen. Da ich in Bremen wohne, nehme ich mal den durchschnittlichen Mietpreis pro Quadratmeter meiner Region. Dieser liegt bei 8,92 (Stand 4/21). Selbstverständlich können diese Preise je nach Bundesland sehr stark schwanken.
Hartmut und seine Frau haben eine 60 qm Zweiraumwohnung und liegen deshalb bei einer Kaltmiete von ca. 535,20 Euro. Mit von mir geschätzten Nebenkosten von 2,00 pro Quadratmeter liegen sie demnach ungefähr bei 655,20 Euro Warmmiete.
Ziehen wir also die Warmmiete ab, bleiben davon noch 1144,56.
Doch damit ist es natürlich nicht getan. Wir rechnen weiter ab. Strom 60 Euro, Telefon & Internet 30,00, Handy 2x 25,00, Versicherungen 100,00, Auto (Sprit, Versicherung, Wartung) 150,00 Euro. Abzüglich dieser Kosten bleiben von der Rente weiterhin über: 754,56 Euro.
Jetzt hat Hartmut noch einen Ratenkredit für das Auto laufen, 100 Euro und seine Frau macht regelmäßig Yoga für 30,00 Euro. Dann sind wir schon bei einer Rente von nur noch 624,56.
Und dafür ist der gute Hartmut 2 Jahre später in Rente gegangen.
Machen wir diese Rechnung jetzt noch einmal mit der Regelrente (also ohne Verlängerung):
1538,55 Rente
655,20 Warmmiete
60,00 Strom
30,00 Telefon/Internet
50,00 2x Handy
100,00 Versicherungen
150,00 Autounterhalt
100 Euro Ratenkredit
30,00 Yoga für die Frau
363,35 Euro ist dann die traurige Bilanz.
Und dies ist schon ein Beispiel, ohne längere Arbeitslosenzeiten, ohne Kindererziehung etc.
Bei mir würde diese Rechnung direkt ganz anders aussehen…aber dazu später einmal mehr.
Eine Milchmädchenrechnung?
Ja ich weiß, die Rechnung hinkt an der einen oder anderen Stelle oder ist zu pauschal. Es geht mir auch nicht um genaue Zahlen, sondern um Trends. Und die sind eindeutig. Immer mehr Menschen können sich das Rentnerdasein eigentlich gar nicht leisten und müssen entweder noch länger im Job verbleiben, oder aber hinzuverdienen.
Und wenn das nicht geht? Tja, dann spricht man von Altersarmut und darf vielleicht irgendwann Flaschen sammeln gehen. Das macht wütend, lässt verzweifeln und kann schon heute Ängste auslösen.
Okay, dann verdiene ich halt zur Rente etwas dazu und schon ist meine Rentenlücke gar nicht mehr so relevant
Wie viel du zur gesetzlichen Rente hinzuverdienen darfst, ohne deinen Rentenanspruch zu verlieren, hängt laut der »Deutschen Rentenversicherung« von deinem Lebensalter ab. Bitte lasse dich deshalb immer vorab beraten.
Ich kann hier lediglich aus Erfahrungen, aus Recherchen und aus diversen Erzählungen berichten.
Dieser Blog dient somit lediglich der Orientierung und hat natürlich keinen Rechtsanspruch.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist ein Hinzuverdienst ab Regelaltersgrenze unbegrenzt möglich.
Die Frage ist, möchtest du das? Und wenn ja, was könntest du machen?
In diesem Beitrag habe ich einmal zusammengefasst, welche Möglichkeiten des Hinzuverdienstes ich ab 67 überhaupt noch sehe.
Bevor du dir also Gedanken um den Hinzuverdienst machst, halte ich es für absolut wichtig und richtig, die Rentenlücke erst einmal zu berechnen und absolut ehrlich und schonungslos mit dir selber zu sein.
6 Links, um deine Rentenlücke auf die Schnelle berechnen zu können:
Aber egal für welchen Rentenlückenrechner du dich auch entscheidest. Es kann die eigentliche Beratung und Berechnung der Rentenversicherung nicht ersetzen. Lass dich deshalb abschließen immer offiziell beraten.
Beratung hier: Deutsche Rentenversicherung 0800 1000 4800 (kostenloses Servicetelefon)
Ab 55 erhältst du automatisch alle drei Jahre eine Rentenauskunft. Wenn du vorher wissen möchtest, wie es bei dir ausschauen wird, musst du einen Antrag stellen.
Das geht ganz einfach über den Self-Service de Rentenkasse: https://www.eservice-drv.de/SelfServiceWeb/